Hallo ihr Lieben,
ich sitze gerade auf meinem Bett und versuche den Blog zu schreiben. Da ich, wie ich gleich berichten werde, gerade etwas eingeschränkt bin, was ich berühren oder wie ich sitzen / liegen kann, ist das gerade schon eine etwas größere Herausforderung.
Aber mir war gerade danach den Blog zu schreiben.
Das alles zeigt aber auch mal wieder, wie selbstverständlich man so viel im Leben sieht und nimmt, wie beispielsweise sich hinzusetzen, die Arme auf die Beine zu legen. Ohne auch nur ein Gedanke darauf zu verschwenden, wie es wäre, wenn man das gerade nicht tun kann und wie dann schon ein Blogeintrag oder auf die Toilette zu gehen eine echte Herausforderung werden kann.
Also ist wieder ein Bericht, wo ich etwas weiter ausholen muss, damit ich euch auf meine Reise und Gedanken teilhaben lassen kann.
Der eine oder andere weiß, dass ich schon mein Leben lang immer mal wieder mit einem Tattoo geliebäugelt habe. Bei anderen fand ich es immer toll und auch bei mir konnte ich es mir irgendwann vorstellen. Und der Wunsch ist auch immer mal wieder über viele Jahrzehnte aufgeploppt.
Aber gemacht habe ich es nie. Hauptgrund war denke ich die Tatsache, dass es eine Entscheidung für das Leben ist und ich sorge hatte, dass es mir dann irgendwann nicht mehr gefallen könnte. Und zweiter Hauptgrund war, dass ich ja immer mit dem Gewicht mein Thema hatte. Mit Zunehmen oder Abnehmen und ich da Sorge hatte bezüglich der Haut und wie es dann hinterher aussehen würde. Mal abgesehen, dass man ja auch irgendwann generell älter wird und sich der Körper und die Haut verändert.
Aber wie dem auch sei. Habe es nie gemacht. Kurz vor meiner Abreise hatte ich mt einer Kollegin noch ein Tür- und Angelgespräch über Tattoos mit dem Fazit nicht so lange drüber nachzudenken, sondern es einfach zu machen, wenn man das Gefühl hat, dass man es haben möchte. Und dem Kommentar am Schluss, dass ich es vielleicht auf meiner Reise mache, getreu dem Motto, wenn schon nicht zu Hause, dann vielleicht auf Reisen und dem Urlaub.
War dann in Australien und war dann auch in Bali und es war seit meiner Abreise auch kein Thema mehr und auch nicht präsent in meinem Kopf.
Eines Tages, vor wenigen Tagen laufe ich dann in Ubut herum und schaue, wieso auch immer genau in ein Laden rein. Es war, wie wenn es meinen Blick wie automatisch dahin gezogen hat. Hab dann einen Mann im Laden gesehen und erst auf den zweiten Blick gesehen, dass es ein Tattoo Studio war.
Ich hatte aber augenblicklich ein richtig schönes, warmes unbeschreibliches Gefühl, direkt gepaart mit der Feststellung, dass es toll aussah und echt sauber war. Was hier in Bali nicht so unbedingt die Norm ist. Auf kein Geschäft gesehen. Habe mir dann den Namen aufgeschrieben, da ich dann weitergelaufen bin.
Als ich zu Hause angekommen bin, hat mir der Gedanke dann keine Ruhe gelassen. Mir sind alle möglichen Gedanken ins Hirn geschossen. Bilder, Ideen und Impulse. Wollte dann am nächsten Tag wieder hingehen und mich einfach mal erkundigen und meine Ideen aus meinem Kopf und deren Zusammenstellung besprechen, inwieweit dies möglich ist und / oder wie viel es kosten würde.
Als ich dort angekommen war, hatte das Geschäft aber bedauerlicherweise zu. Hab dann auf der Webseite nachgeschaut um mich vorab per Mail zu informieren und mir einen Termin geben zu lassen. Habe auch kurz danach Rückmeldung per Messanger bekommen mit dem Hinweise, dass ich jetzt gleich (inzwischen Nachmittag) kommen könnte. Da ich aber gerade erst wieder zu Hause angekommen war, wollte ich nicht gleich wieder aufbrechen, weswegen ich meinen Termin dann erst am nächsten Tag hatte.
Zunächst bezogen sich meine Eingebungen des Motivs (denn so muss ich das nennen), auf den Oberarm mit Beteiligung des Unterarms.
Während sich meine innere Stimme anfänglich mit dem Motiv sehr wohl gefühlt hat und es sich alles richtig angefühlt hat, war das Gefühl beim Oberarm dann nicht so richtig gut.
Dachte dann erst, dass es nur wieder ein Ausflug in meine Phantasie war, wie schon so oft, aber ich es wohl doch nicht machen werde.
Kurz danach kam dann aber der Gedanke des Beins in mein Geist und ich dachte noch: JA klar. Bis her kein Tattoo und dann ein riesiges auf das Bein, wo es jeder unübersehbar sehen kann.
Aber ich kann es euch nicht genau beschreiben. Umso mehr Minuten vergangen um so richtiger fühlte sich das Gefühl an. Einerseits völlig absurd, andererseits wie mein Schicksal, meine innere Stimme, meine Bestimmung. Kann es euch nicht genau erklären.
Bin dann am nächsten Tag mit meinen Ideen ins Studio gegangen und habe da auch den Künstler kennengelernt. Und es war tatsächlich der Mann, den ich zuvor in diesem Laden hab stehen sehen, wo mich mein Blick hingezogen hatte und ich gleich so ein schicksalhaftes Gefühl hatte.
Wir haben uns dann auch sehr ausführlich über meine Ideen unterhalten und ich hab einen Termin 4 Tage später am Ostersonntag erhalten. Der Plan war es an einem Tag zu machen und es wurden 8-10 Stunden kalkuliert.
Der Tag der Tage war dann gestern so weit. Und ich muss euch denke ich nicht sagen, wie schmerzhaft das war. Also ich hätte es mir vorher definitiv nicht vorstellen können.
Und es war absolut nichts im Vergleich zu den 5 Wochen Schmerzen zuvor mit meiner allergischen Hautreaktion an den Rückseiten der Beine.
Allerdings war das denke ich eine gute Vorbereitung, so blöd es klingt. Aber wochenlang diesen Schmerz auszuhalten und damit zu leben hat mich irgendwie auf das Tattoo vorbereitet.
Aus den 8-10 Stunden wurden dann letzten Endes 13 Stunden. Zwischendrin waren nur immer mal kurze Pause, wenn der Tätowierer eine Pause brauchte um seine Hand zu entspannen. Diese waren aber nur alle paar Stunden für ca. fünf Minuten. Und ich war danach wirklich fertig mit der Welt. Aber nun bin ich stolz das Ergebnis auf meiner Haut zu tragen.
Jedes Element und jede Farbe hat eine tiefer gehende Bedeutung für mich und trotz der Größe freue ich mich sehr diese Entscheidung getroffen zu haben und dies nun ein Leben lang mit mir tragen zu dürfen.
Es wurde auch das eine oder andere Video gedreht. Ob ich das allerdings hochladen werde weiß ich noch nicht.
Allerdings hier die Bilder.
Das erste Bild zeigt die gemachten Umrisse. Dies hat alleine 3 ½ Stunden gedauert. Vorher war eine Stunde Vorbereitung wo der Künstler das Motiv entsprechend meiner Proportionen auf die Haut gemalt hat. Die restlichen Stunden hat dann das Konturieren und ausmalen in Anspruch genommen.
Der eine oder andere mag sich fragen, wieso ich auch so lebensmüde bin, dies an einem Tag zu machen. Aber auch das Datum war Teil meiner inneren Eingebung. Und auch wenn ich nicht besonders oder eigentlich gar nicht religiös je war, bin ich sehr spirituell. Und das geht manchmal mehr Hand in Hand als man denkt, wenn man die Kirche und das als religiös einzuordnende weg nimmt, oder es einfach nur anders nennt beziehungsweise wahrnimmt.
Es gibt so viel mehr zwischen Himmel und Erde was man eben manchmal nicht mit Worten erklären kann. Und Intuition gehört nun mal auch dazu. Und diese hat mich während des gesamten Prozesses geleitet und das Datum war mir in dem Fall wichtig.
Auch wenn ich mit dem Osterfest nun wirklich nie so viel am Hut hatte und auch wirklich so unendlich dankbar bin dieses Jahr keine Osternester basteln oder gar bei der Osternestersuche beteiligt zu sein, ist dieses Jahr ein besonderes Jahr.
Generell ist dieses Jahr ein ganz besonderes für mich. Vor einem Jahr lag ich noch, nach wochenlanger Krankheitsphase, krank mit Covid zu Hause oder war gerade wieder arbeiten. Ich weiß es nicht genau. Aber wie die meisten wissen, war es damit ja dann noch lange nicht beendet und all das hat letzten Endes ja auch dazu geführt, diese Reise überhaupt anzutreten.
Und mal ganz ehrlich. Von allen die das hier lesen. Wer hätte gedacht, dass ich mir je wirklich ein Tattoo machen lasse und dann noch solch eins?
Aber ich bin glücklich und sehr dankbar dies nun ein Leben lang mit mir tragen zu dürfen.
Zweite Herausforderung neben dem Schmerz war die Toilettensituation. Als ich das erste Mal da war, war ich so weise zu fragen, ob sie eine Toilette haben, was sie auch bestätigt haben. Allerdings hab ich sie mir nicht angeschaut, da ich bisher an meinen Orten Toiletten vorgefunden hatte. Über die Sauberkeit brauchen wir nicht zu reden, inwieweit auf der einen oder anderen mehr. Aber mit dem hier hatte ich nicht gerechnet.
Also als ich dann auf Toilette gehen wollte bin ich hin gegangen und da war keine Toilette. Da war ein Loch im Boden. Dachte in dem Moment echt, ob sie mich veräppeln wollen und dachte noch bei der ersten Toilette, dass dies halt für die Männer sei. Etwas tief gelegt im Sinne eines Loches, aber okay.
Aber die zweite Toilette war das gleiche. Ich also zurück und habe mich entschieden doch nicht mehr zu müssen. War bevor wir mit dem Tätowieren begonnen haben. Als die Stunden dann aber vergingen musste ich dann irgendwann wirklich sehr dringend. Aber da wäre ich im Leben nicht gegangen. Zum einen, da ich das wirklich nicht kann und alle bewundere, die so etwas im Hocken benutzen können aber auch, weil ich das Bein aufgrund der Schmerzen kaum im Stehen bewegen konnte, geschweige in die Hocke hätte gehen können.
Also bin ich kurzerhand auf die Suche nach einem Restaurant gegangen und nur wenige Meter entfernt war zum Glück eins, wo ich dann regelrecht breitbeinig hin gewatschelt bin und diese zum Glück auch benutzen durfte. Aber das war auch wirklich eine große Herausforderung an diesem Tag. Das Thema auf Toilette zu gehen.
Und auch das zeigt wieder, wie dankbar man für all das sein muss, was man hat. Hier ist das völlig normal und scheinbar in mehr oder weniger jedem Haushalt so. Abgesehen von den Touristenrestaurants und Hotels und vermutlich Touristenunterkünften.
Aber besonders hier in Bali ist so unfassbar viel, über was ich mir vorher nie Gedanken gemacht oder als völlig selbstverständlich gesehen habe. Aber das ist es nicht Und für diese ganzen Erfahrungen bin ich echt dankbar und weiß es dann hoffentlich umso mehr zu schätzen, wenn ich weiter reise.