Nun neigt sich der Tag der Stille so langsam dem Ende. Werde es aber erst morgen Posten da es hier wie bereits geschrieben aktuell kein Internet gibt.
Ich muss sagen, dass dieser Tag doch schon sehr anders war zu den anderen Tagen.
Während man normalerweise in der Früh von Baulärm geweckt wird, sollte man zuvor geschlafen haben, war heute absolute Stille.
Da rund um das Hotel drei neue Gebäude errichtet werden ist gefühlt den ganzen Tag bis weit in den Abend Lärm. Mit besinnlicher Ruhe ist daher hier nichts.
Aber wie gesagt, war es heute in der Früh leise.
Selbst die Hunde haben nicht permanent gebellt.
Das hat wahrscheinlich daran gelegen, dass auf den Straßen oder den Reisfeldern auch weit und breit keiner zu sehen war. Normalerweise siehst du auch hier, rund um meine Unterkunft sehr viele Menschen ihre tägliche Arbeit verrichten.
Auch die Tatsache, die mir anfänglich etwas Sorge bereitet hatte, dass zwangsläufig alle Bewohner heute zu Hause sind und es dadurch laut sein könnte, hat sich nicht bestätigt.
Selbst meine Nachbarn, die mich schon seit meinem ersten Tag manchmal zur Weißglut treiben mit ihren Internetcalls, wo man jeder Wort wie auf Lautsprecher im eigenen Raum verstehen kann, was ab einer gewissen späten Uhrzeit dann wirklich sehr nervig ist. Selbst die habe ich am heutigen Tag kaum mitbekommen.
Nachtrag: Was sie in der Nacht allerdings nachgeholt haben. Aufgrund des Verhaltens könnte man fast meinen, dass sie betrunken waren und nicht wussten was sie tun. Vorhänge auf zu, auf zu und das gefühlt dutzende Male (was recht laut ist); Tür auf zu; stolpern und lachen (da dachte ich wirklich, dass sie betrunken seien); draußen im Dunklen rumlaufen wo wackelige Steine sind die sich gelöst haben und dadurch total knallen, wenn man drauf tritt. Zudem ist es ab einer gewissen Uhrzeit unlogisch zu diesem Bereich zu gehen, da es in diesem Bereich wo es hinführt, nicht beleuchtet ist; Tür auf, zu und das unendliche Male. Alles mögliche hin und hergeschoben auf dem Boden. Also die letzten Wochen mit denen Beiden war echt kein Spaß. Aber die gestrige Nacht hat tatsächlich alles getoppt.
Abgesehen dass ich gestern Nacht selber nicht schlafen konnte und bis fünf Uhr wach gelegen habe, waren sie deutlich bis nach zwei zu hören.
Und das witzigste daran ist, dass ich vor glaube ich zwei Tagen mich morgens wirklich leise fertig gemacht habe (und auf die anderen Menschen am frühen Morgen aufgrund des Schalls Rücksicht nehme) und aus meiner Sicht wirklich sehr leise war, aber mich natürlich nicht heraus biemen konnte, haben sie mehrmals an der Wand geklopft. So nach dem Motto, sei endlich leise. Zumindest war dies meine Wahrnehmung. Und aufgrund ihres Verhaltens und meines Verhaltens was nicht im Ansatz miteinander zu vergleichen ist, wusste ich in dem Moment echt nicht ob ich lachen oder denen eine Predigt halten oder lachen soll.
Es scheint, dass der Spirit der heute über Bali lag, auch auf uns übergeschwappt zu sein. Wenn es Gespräche gab, waren die in den Räumen oder relativ leise. Das einzige was einigermaßen laut war, war der kleinste der aktuellen Gäste, der schätzungsweise etwas über einem Jahr alt ist. Den hat man dann doch schon das eine oder andere Mal gehört.
Aber im Großem und Ganzen bin ich doch sehr überrascht. Morgen früh um 6 Uhr endet dann auch dieser Tag und das Ausgehverbot auf den Straßen, sodass man nicht mehr gezwungen ist, hier zu bleiben.
Was auch eine neue Erfahrung war, die mich irgendwie überrascht hat, war das fehlende Internet.
Mir war gar nicht bewusst, wie oft man es doch unbewusst nutzen möchte, um kurz was nachzuschauen, was zu spielen oder gewisse Apps zu nutzen.
Wenn man dies dann wie aus Gewohnheit machen wollte und festgestellt hat, dass das Internet nicht funktioniere wurde es einem erst so richtig bewusst, wie oft diese kurzen Momente doch am Tag statt finden.
Eigentlich auch oft nichts wirklich Wichtiges, sondern eher ein Impuls Internet zu konsumieren.
Nachdem doch sehr lauten Lärm der Feier am Vortag und dem dadurch noch extremeren Hundegebell, war die Ruhe doch sehr angenehm und man konnte die lieben Enten und Geckos noch besser hören. 🙂 Aber dies empfinde ich inzwischen auch gar nicht mehr als unangenehm.
An was ich mich denke ich wirklich nicht gewöhnen kann und ich weiß nicht ob ich mich je daran gewöhnen kann, solange ich hier bin, ist
1. das Hundegebell zu jeder Tages- und vor allem Nachtzeit. Vor allem da es JEDEN Tag ist und so tierlieb ich bin, ich dem einen oder anderen Hund in Gedanken oft schon gerne den Mund zubinden würde um einfach meine Ruhe zu haben und ein wenig am Stück zu schlafen.
2. Die Geckos und andere Fliegen oder was auch immer, die ständig Spuren an den Wänden, auf dem Boden und auch auf und in meinem Bett hinterlassen. Aber immer nur dann, wenn ich nicht hinsehe, oder schlafe. Es ist wie, wenn die in der Ecke warten würden, bis es dann so weit ist. Und je nach den Orten, Zeiten und Ausmaßen der Spuren ist das zwischenzeitlich auch echt eklig.
Hab mich mit meinen Freunden ausgetauscht, die leider morgen das Hotel verlassen werden, welche das bei sich nicht bestätigen können.
Obwohl ich immer nur maximal zwei Geckos gleichzeitig in meinem Raum sehe, während bei anderen wesentlich mehr im Zimmer sind, scheinen sie es auf mein Bett oder auf mich besonders abgesehen zu haben. Auf jeden Fall habe ich zur Belustigung meiner Freunde gesorgt. Wie ich das finde könnt ihr euch vermutlich vorstellen.
Hab mich gerade an das eine Hygieneproblem gewöhnt, was Bali so mit sich bringt und dann kommt das nächste.
3. Die Moskitos, die mich gefühlt ständig durchstechen. Wenn es nicht ständig so jucken würde, wäre es mir relativ egal. Auch wenn die ganzen Hubbel nicht sonderlich schön aussehen. Aber wenn sie nicht so jucken würden. Vor allem da ich seit kurz meiner Anreise hier eine sehr starke allergische Reaktion auf was auch immer habe und mit großflächigen und schmerzhaften und vor allem juckenden Arealen zu kämpfen haben macht das zusätzliche Jucken am restlichen Körper das ganze nicht unbedingt angenehmer.
Wenn man dann auch vor allem Nachts kaum schlafen kann oder wenn man mal eingeschlafen ist, von den lieben Hunden geweckt wird und aufgrund der Schmerzen sehr schwer erneut einschlafen kann, macht es das alles doch schon recht anstrengend. Aber auch das geht rum. Bevorzugt sehr bald.
4. Meine Nachbarn und ihre ständigen Telefoncalls. Vor allem. Obwohl ich wirklich unfreiwillig alles mithören kann und mich ab und an auch mal darauf konzentriere, einfach so als Abwechslung, habe ich bisher noch nicht herausfinden können was der Inhalt oder das Thema der Calls ist oder was die beiden Herren auch immer als Beruf haben oder da treiben. Ich höre was sie sagen und verstehe es auch, aber es macht einfach keinen Sinn. Wie Satzphrasen die einzeln sind und die keinen Sinn ergeben. Irgendwie Faszinierend und gleichzeitig echt nervig. Ich habe keine Ahnung.
Aber ich hoffe jeden Tag, dass sie bald ausziehen. Und wie heißt es so schön. Die Hoffnung stirbt zuletzt
5. Die Regenschauer, die doch sehr häufig vorhanden sind. Die ersten Tage pausenlos. Nach ein paar Tagen Sonnenpause, die jedoch extrem warm und schwül waren hat die erneute Regen Saison nun wieder angefangen. Abgesehen davon, dass da kein Regen, sondern Meere herunterkommen innerhalb kürzester Zeit ist das extrem unangenehm wenn man sich im Raum befindet.
Draußen ist es noch unangenehmer, da der Regen doch recht weh tut. Er ist ein bisschen mit Hagel vergleichbar und man ist innerhalb Millisekunden Pirsche Patsche nass.
Aber da man in den Räumen gefühlt alles viel lauter hört, ist das wirklich ein tosender Lärm, der sogar in der Nacht jegliche, auch nicht allzu leisen Gecko Geräuschen oder teilweise sogar die Hunde überdecken.
Außerdem hast du ständig das Gefühl, dass gleich das Dach zusammen bricht aufgrund der Geräusche und du im Nass sitzen wirst. Da das Dach neben den Geräuschen die das Wasser verursacht noch ganz andere komische knackende Geräusche macht.
6. Das Getier, das gefühlt pausenlos an einem herumkrabbelt oder herumschwirrt. Und wenn man sich dann juckt, die Getier Reste im Nagel oder Finger hat.
Aber ja, trotz allem, und auch teilweise negativen Erfahrungen, die ich hier mache, fühle ich mich doch sehr wohl hier mit den ganzen Angestellten hier in meiner Unterkunft, mit denen man doch immer mal wieder mehr oder weniger ins Gespräch kommt, den Gästen mit denen man sich teilweise auch richtig gut versteht und tiefgehende Gespräche aufbaut und das Yoga Barn wo ich sehr gerne bin und viel Zeit mit Meditationen und Gesprächen in der Zwischenzeit zwischen den Session verbringe.
Demnächst, sofern ich meine allergische Reaktion irgendwann in den Griff bekommen sollte, stehe auch eindeutig richtig tolle Massagen an, auf dich ich mich jetzt schon sehr freue.
Das richtig Schlimme an der Reaktion ist ja, dass es wie wahnsinnig brennt, juckt, schmerzt, du aber nicht kratzen darfst. Und dieses Gefühl auszuhalten, über Tag und Nacht ist wirklich die Herausforderung.
Aber auch an diesen ganzen Hürden wachse ich und weiß gewisse Sachen einfach viel mehr zu schätzen, wie beispielsweise die Minute, wo mal nichts juckt oder schmerzt, oder mal kein Lärm im Außen ist. Diese Momente haben dann noch mal eine ganz andere Qualität.
Und ich versuche, jeden Tag aufs Neue, das Beste aus allen Situationen zu machen und mich nicht allzu sehr über alles Einzelne aufzuregen.
Jetzt hier in der Zusammenfassung kommt das vielleicht nicht so rüber, aber es ist wie gesagt auch eine Zusammenfassung, wo man alles auflistet und es daher noch megativer in der Gesamtheit wirkt.
In den Momenten selber versuche ich ruhig zu bleiben, tief durch zu atmen und es nicht auf meine Laune schlagen zu lassen, was mir denke ich recht gut gelingt. Trotz allen Widrigkeiten, Situationen und unschönen Erfahrungen bin ich wirklich gerade im Hier und Jetzt sehr froh und dankbar hier zu sein, über alle Gespräche die ich führen darf, Leute die ich kennen lerne und Situationen, wo ich mich aus meiner Komfort Zone herausbewege und meinen inneren Schweinehund überwinde.
Ich bin hier ein ganz anderer Mensch. Viel aufgeschlossener gegenüber anderen Menschen, die ich inzwischen auch von mir aus anspreche und ins Gespräch komme, betreibe Smalltalk und auch tiefer gehende Gespräche, was wie jeder weiß der mich kennt, nicht meine Stärke ist (Smalltalk).
Und ich beginne die englische Sprache wirklich zu lieben. Ich höre englische Hörbücher, lese englische Bücher, unterhalte mich natürlich auf Englisch, schaue englische Videos. Wenn ich die Wahl in einem Moment habe, ziehe ich inzwischen sogar die englische Variante vor.
Das war zuvor – selbst in Australien – noch undenkbar. Auch wenn es da schon angefangen hat, war es dort nicht im Ansatz wie hier, wo es von meinem Empfinden inzwischen normal zu sein scheint.
Und in Alltagssitzationen werde ich auch immer besser im Sprechen. Wenn die Gespräche wirklich tiefgehend und über lange Dauer gehen und ich einen komplexen Zusammenhang darstellen möchte, der immer weiter ins Detail geht, fehlen mir noch sehr oft die richtigen Worte um es genauso zum Ausdruck zu bringen, wie ich es zum Ausdruck bringen möchte. Aber ich bemühe mich auch darin stetig besser zu werden.
Mache mir viel weniger bis zwischenzeitlich gar keine Gedanken über Gott und die Welt und fühle auch nicht den ständigen Druck und Ballast, den ich zuvor verspürt habe. Und mir ist natürlich bewusst, dass ich mir den Druck größtenteils alleine gemacht habe und mich dagegen nicht abschotten konnte. Aber ich war wie in einem Kreislauf gefangen, aus dem ich einfach nicht herauskonnte von meinem Empfinden.
Ich bin hier einfach frei. Frei zu tun und zu lassen was auch immer ich mag.
Danke fürs lesen und das sich Zeit nehmen.