Vor kurzem habe ich dieses Zitat gefunden, bzw. ist mir über den Weg gelaufen:
“Vielleicht geht es bei deiner Reise nicht darum,
jemand zu werden, sondern viel mehr darum,
alles loszulassen, was du nicht bist,
damit du wieder zu der Person werden kannst,
die du schon immer sein solltest.”
Von Klein auf wachsen wir in einem System auf, wo tagtäglich alles von Erwartungen abhängt. Im Grunde schon seit Klein auf. Wir wollen zunächst, ohne es überhaupt zu wissen und zu verstehen, die Erwartungen unserer Eltern und der Erwachsenen um uns herum erfüllen. Angefangen vom Aussehen, Geschlecht, später irgendwann Krabbeln, Laufen, sprechen etc. Wenn Menschen Kinder bekommen, steckt allein in dieser Tatsache schon so viel Erwartungshaltung. Sowohl an sich selbst, ob sie gute Eltern sein werden, ob sie alles richtig machen, ob sie genauso grandiose Eltern sein werden, wie ihre Eltern oder auch ob sie alles erdenkliche wie ihre Eltern, Großeltern oder Menschen, die einem wichtig sind, falsch machen.
Aus meiner Sicht besteht das ganze Leben aus einer reinen Erwartungshaltung, der wir von Klein auf und über Generationen hinweg treu bleiben, denn auch das kleine Baby, das zunächst seinen Eltern, später Lehrern, seinem Umfeld gefallen möchte, bleibt auf einer gewissen Art aber sein Leben lang in dieser Position. Auch wenn wir heranwachsen, haben wir zu gewissen Personen in unseren Umfeld nach wie vor die gleiche Position wie viele Jahre zuvor. Wir bleiben immer das Kind unserer Eltern und unsere Eltern bleiben immer die Eltern. Und meiner Erfahrung nach fühlt man sich auch immer in dieser Position, egal wie alt man wird. Im Beisammensein seiner Familie fühlt man sich selbst als Erwachsener manchmal wie eine Jugendliche und wird auch nach wie vor oft so gesehen und wahrgenommen und die Jahrzehnte dazwischen emotional meist ignoriert. Sie fühlen sich in der Position, alles besser zu wissen und zu wissen, was für das eigene Kind gut und das Beste sei und reden uns stets in unserem Leben bewusst oder unterschwellig ein. Und das soll auch kein Angriff sein. Es geschieht ja von Generation zu Generation und einst war der Elternteil ja selber das Kind.
Aber ich bin abgeschweift. Von Klein auf versuchen wir, Erwartungen unseres Umfeldes und vor allem unserer Gesellschaft zu erfüllen, die uns sagt, wie wir zu sein haben. Wie schlau wir sein müssen, um dies oder jenes zu tun. Wie wir aussehen müssen, um als hübsch zu gelten. Was wir tun müssen, um anerkannt zu werden. Und mit all diesen falschen Trugbildern stopfen wir unseren Geist und unsere Seele voll und werden irgendwann zu dem Menschen, der wir werden. Daran ist auch nichts falsch, solange man in all diesen Entwicklungsschritten der Mensch geworden ist und sich selbst gefunden hat und man weiß, wer man tief im Inneren sein soll und für sich selbst sein möchte und all das was es im Außen wahrnimmt als eine Möglichkeit der Wahrnehmung erkennt, der man aber nicht entsprechen muss.
Aber sind wir, jeder Einzelne, der dies hier liest, wirklich genau diese Person? Diese Person, die weiß was sie selbst möchte, die weiß wie sie selbst ist? Oder erfüllen wir nach wie vor nur die Erwartungen all der anderer um gemocht zu werden und das Gefühl zu haben, dazuzugehören? Eine Gesellschaft funktioniert nur, durch das Miteinander, das Bildliche Geben und Nehmen. Aber bei all unserer Verantwortung, die wir als Kind, als Eltern, als Angestellte, als Boss, als was auch immer haben, sollten wir nie vergessen, dass wir auch jemand sind, dem gegenüber wir Verantwortung haben und zwar im Grunde die aller größte Verantwortung, die es nur gibt. Denn wenn wir im Umkehrschluss uns aus der Gleichung rausnehmen, wer übernimmt dann all die Aufgaben und die Verantwortung und Erfüllung der Erwartungshaltung? Daher sollte es unsere wichtigste Aufgabe sein, dafür zu sorgen, dass es uns gut geht.
Wenn es dir, wenn du das liest, absolut hervorragend geht und du dennoch all deine Erwartungen und Aufgaben erfüllst, dann freut es mich sehr für dich und dieser Text hat keine Bedeutung für dich. Aber danke, dass du ihn bis hierher gelesen hast. Vielleicht kennst du ja jemanden, der diese Zeilen nachvollziehen kann.
Mir hat das Zitat so gut gefallen und ich fand es sehr passend, da meine Reise denke ich genau das bewirken soll. Herauszufinden, wer ich bin, ohne all die Aufgaben und Verantwortlichkeiten der Vergangenheit. Wo es nur allein um mich geht. Herauszufinden, was ich eigentlich möchte, was mich glücklich macht, vielleicht Leidenschaften zu entdecken, welche bereits schon mal da waren, aber im Laufe der Zeit bewusst, schleichend oder unbewusst begraben oder noch im Keim zuvor erstickt wurden. Wir sind tagtäglich so in unserem alten Trott gefangen, welcher sich `Alltag´ nennt, dass wir uns meistens auch gar keine Zeit dafür nehmen, um darüber nachzudenken, was wir auf unserer Reise bis hier hin, wo wir gerade stehen, verloren oder auch gefunden haben. Vielleicht entdecken wir auch, dass wir hier, wo wir gerade gelandet sind, gar nicht hin wollten und irgendwann in der Vergangenheit bewusst, unbewusst oder aus einer gedachten Notwendigkeit eine falsche Abbiegung genommen haben. Die Vergangenheit ist Vergangenheit und gehört nun zu unserem Leben, so wie es jetzt ist, dazu. Aber es ist niemals zu spät, einen neuen Weg einzuschlagen.